Seid gegrüßt Ihr Lieben,

ca. 15 % der Deutschen sind HSP, das ist die Abkürzung für  „Highly Sensitive Person“ oder hochsensibel – und ich bin eine davon. Diese „Diagnose“ hat mein Leben verändert  – denn wer sich seit der Kindheit anders als andere fühlt, ja oft auch falsch, ist spätestens als Erwachsener davon überzeugt, das mit ihm etwas nicht stimmt.

Und da das HSP-Sein besonders oft mit Essstörungen einhergeht, halte ich es für super wichtig, etwas darüber zu schreiben, um Dir die Möglichkeit zu geben herauszufinden, ob Du vielleicht auch betroffen bist. (Weiter unten findest Du den Link zu einem Test) Denn wie ich schon schrieb, macht es einen großen Unterschied im Leben eines jeden HSP zu entdecken, dass er nicht der einzige „Verrückte“ oder irgendwie falsch ist. Das Wissen um die eigenen Besonderheiten führt zu einem neuen liebevolleren Umgang mit uns selber, beendet Selbstvorwürfe und erweckt die Achtsamkeit für unsere Bedürfnisse. Durch die Auseinandersetzung damit, findet ein „Reframing“ statt, was bedeutet etwas in einen neuen Bezugsrahmen setzen.

Obwohl ich mich jetzt schon sehr lange mit mir und der Psychologie beschäftige, wäre ich niemals auf die Idee gekommen ein hochsensibler Mensch zu sein, denn ich dachte bei hochsensibel immer an Heulsusen und Mimosen, die bei jedem schrägen Blick in Tränen ausbrechen. Daher finde ich den englischen Begriff highly sensitive auch viel stimmiger, da er feinfühlig bedeutet.

Denn HSP besitzen eine deutlich intensivere Wahrnehmung als andere Menschen, denn die Wahrnehmungsfilter, die Lebewesen davor schützen von Sinneseindrücken völlig überlastet zu werden und durchzudrehen, funktionieren bei uns schlechter oder sind sehr viel schwächer. So kommt es sehr schnell zu einer Überstimulation.

Diese unangenehme zu oft vorkommende starke Stimulation versuchen viele HSP mit unterschiedlichen Mitteln zu dämpfen, so dass sie besonders anfällig für alle Art von Süchten, Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen und psychosomatischen Krankheiten sind. Besonders, wenn es in Verbindung mit der sogenannten „Toxischen Scham“ steht. Mehr über dieses sehr wichtige Thema erfährst Du im nächsten Newsletter! 

Jeder HSP hat sicherlich schon einmal den Spruch gehört, er möge sich doch ein „dickeres Fell“ zulegen und Tatsache ist, das viele von uns genau das auch tun. Einen sogenannten Schutzpanzer aus Fett.

Die Überstimulation sorgt zudem für puren Stress, der wiederum das Stresshormon Cortisol ausschütten lässt, das für Gewichtszunahme insbesondere am Bauch zuständig ist.

Gleichzeitig wirkt Essen für jemanden, der ständig überreizt ist, wie ein Beruhigungsmittel.

Misserfolge sind für hochsensible Menschen ganz besonders prägend und vermitteln noch stärker das Gefühl des Andersseins, und zwar in negativer Hinsicht.

Ohne die Diagnose HSP versucht der „Andersartige“ sein Leben lang sich irgendwie anzupassen und lebt entgegen seines wirklichen ICH’s und dessen Bedürfnissen. Dadurch verliert man den Überblick über das was man wirklich will oder was uns gut tut.

HSP fühlen sich oft, als seien sie freischwebend und nicht verbunden mit dem Rest der Welt, da wirkt viel Essen oft erdend.

HSP reagieren oft extrem auf Hunger, nämlich mit Aggression, Übelkeit und starker Müdigkeit und dann muss sofort und dringend etwas Essbares oder Süßigkeiten her, um den extrem rapiden Blutzuckerabfall zu kompensieren. Freunde haben mich manchmal mit der Snickers-Werbung verglichen: „Dann bist Du nicht Du selbst und wirst  zur Diva!“

Hier einige Beispiele für Merkmale der Hochsensibilität:

Empfindlichkeit bezüglich der Luftqualität  

Das ist einer meiner empfindlichen Stellen, wer mich näher kennt, nennt mich auch Trüffelschwein, da mein Geruchssinn extrem ausgeprägt ist. Ich kann Euch sagen, dass ist nicht immer angenehm. Jeder chemische Geruch setzt sich stundenlang in meinen Atemwegen fest und einen Raucher rieche ich schon 3 Straßen vorher und mangelnde Körperhygiene bei Passanten oder starke Parfümierungen verursachen Schwindelanfälle.

Empfindlichkeit gegen laute Geräusche

Auch eine meiner „Schwächen“, denn Geräusche, die für andere nur lästig sind, wie lautes Schreien, Presslufthammer, Hupen usw., sind für mich der reinste Horror und verursachen körperlichen Schmerz.

Empfindlichkeit gegen Hitze und Kälte

Ich reagiere schon seit meiner Kindheit mit einer richtigen Aggression auf extreme Temperaturen, da ich sie stärker empfinden kann. Da fühlen sich 30 Grad schon mal wie 40 Grad an und lassen mich in Panik verfallen, wenn es mehrere Tage andauert und ich davor nicht fliehen kann . Etwas weniger schlimm ist es bei Kälte, da diese zumindest mit klarer Luft einhergeht.

Neigung zu extremer Schreckhaftigkeit

Auch das ein Phänomen, das ich mit 75 % aller HSP teile.

Aber Hochsensibilität bezieht sich nicht nur auf diese Sinnesreize, sondern auch auf seelische Befindlichkeiten und Wahrnehmungen.

Empfindlichkeit für Stimmungen und Befindlichkeiten

Dies gehört zu den Besonderheiten eines HSP, die mir in meiner Arbeit sehr entgegenkommen. Manchmal ohne viele Worte sofort zu erkennen, was los ist mit dem Gegenüber und mich reinfühlen und -denken. Logische Zusammenhänge schnell erkennen. Das kann allerdings im privaten Bereich oft sehr anstrengend sein, denn starke Emphatie ist etwas Schönes, aber nicht immer einfach.

Empfindlichkeit gegen Koffein und Medikamente

Ich war wahrscheinlich das einzige Kind, das nicht happy war, wenn es mal Cola trinken durfte, denn ich habe sie nicht vertragen. Koffein bedeutet bei mir Herzrasen und innere Unruhe, gilt heute auch für Kaffee und sogar für Tein im Tee..

Empfindlichkeit gegen große Menschenmengen

Es muss nicht mal ein Rockkonzert sein, nein, ein Samstag im Baumarkt ist purer Stress und danach brauche ich Ruhe und Alleinsein. Das bezieht sich auch auf positive Dinge, wie ein Abend mit einer Freundin, danach muss ich alleine sein, weil alle Eindrücke verarbeitet werden wollen.

Empfindlichkeit gegen Unethik und  Ungerechtigkeit

Schon als Kind bin ich bei Ungerechtigkeiten regelrecht ausgeflippt und habe das nie so stehen lassen, sondern ging den Dingen immer auf den Grund. Ethisches Verhalten bringt viele HSP, wie mich auch, dazu vegetarisch zu leben. 48% aller HSP sind Vegetarier oder Veganer.

Hohe Stressanfälligkeit

Die permanenten Gedankenkarusselle, die laute Umwelt, die vielen Eindrücke, all das setzt uns HSP sehr unter Stress. Jeder, der schon mal überstimuliert wurde, kennt das Gefühl selber. Auch eine schöne Massage oder Dein Lieblingslied können in Stress ausarten, wenn es zu heftig, zu laut oder 24 Stunden lang stattfindet.

Probleme mit Veränderungen

Damit nicht durch neue Eindrücke weitere Anstrengung entsteht, sind HSP nicht begeistert von Veränderungen. Sie lieben Rituale, Dinge, Menschen und Orte die sie erden und Sicherheit geben. Ich bemerke das auch an mir – obwohl ich immer dachte „Stillstand ist der Tod“, gibt mir Vertrautes Kraft und es kostet mich viel Überwindung etwas Neues und damit Unkalkulierbares zu wagen. Ich tue es zwar dann, aber es ist sehr sehr schwer und dauert mitunter lange und ich bereite es akribisch vor.

Starkes Verbundenheitsgefühl

HSP gehören zu den Menschen, die oft das Gefühl haben den anderen mehr zu lieben oder sich mehr einzubringen als der andere, und tatsächlich ist das auch meistens so. Der Hochsensible gibt sich oft mit Leib und Seele hin und es endet oft mit Enttäuschung, wenn es nicht gleichwertig erwidert wird.

Wer sich irgendwie in einem dieser Beispiele (es gibt noch viele andere) wiederfindet, dem empfehle ich den HSP-Test zu machen: https://www.zartbesaitet.net/survey/site.php?a=su_onepage&su_id=1

Dieser Test ist Teil der Seite zartbesaitet.net, die sich auf das Buch „Zart besaitet“ von Georg Parlow bezieht, das ich nur empfehlen kann. Es gehört zu den besten und beliebtesten Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Ich hoffe dem ein oder anderen mit diesem Beitrag weitergeholfen zu haben und vielleicht sogar eine Hochsensibilität als Hintergrund für Überessen und so manches Problem zu erkennen. Denn mit diesem Wissen, wird sich Dein Denken über Dich, Dein Leben und Dein SEIN verändern.

Ich wünsche Dir alles liebe und gute Erkenntnisse – und gerne auch ein Feedback oder Fragen ♥

Herzlichst