Als ich vor einigen Jahren begann, mich auf das Thema Essstörungen zu spezialisieren, kam irgendwann der Begriff „hungriges Herz“ in mein Leben.
Ich hatte sowohl bei mir selber früher, als auch bei meinen Klienten festgestellt, dass es sich bei mindestens 50 % der Hungergefühle, die wir täglich haben, NICHT um körperlichen Hunger handelt.
Aber, wenn der Hunger NICHT körperlich ist, woher kommt er dann?

Das Signal für körperlichen Hunger entsteht, wenn im Körper gewisse Nährstoffe, die er zum bestmöglichen oder überhaupt zum Betrieb benötigt, zur Neige gehen oder gänzlich fehlen.

Genau so entsteht auch der seelische Hunger – Herz und Seele fehlen wichtige „Nährstoffe“, die sie für ihr Wohlbefinden benötigen! Die Seele schlägt Alarm!

Im Gegensatz zum Körper benötigt sie aber keine Vitamine, Kohlenhydrate und Eiweiß, sondern Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung und ein erfüllendes Tun und Sein!

In beiden Fällen kann dieser Mangel in letzter Konsequenz sogar zum Tod führen. Das Krankheitsbild „Hospitalismus“ entstand durch die früher öfter vorkommende Vernachlässigung von Kindern in Krankenhäusern und auch heute teilweise noch z.B. in rumänischen Kinderheimen. Die Kinder erkranken und sterben manchmal sogar, trotz Zuführung der benötigten körperlichen Nahrungsmittel, und zwar einzig und allein auf Grund von seelischer Vernachlässigung und fehlender Zuwendung und Aufmerksamkeit.

Wenn unser Herz also einen Mangel signalisiert, sind Viele von uns so konditioniert, dass uns als Erstes die Form von Zuwendung einfällt, die wir aus unserer Kindheit bestens kennen – Nahrung, und zwar meistens in Form von zuckerhaltigen Dingen.

Das ist inzwischen ein automatisch ablaufendes Programm, über das wir nicht mehr nachdenken. Es ist wie beim Auto fahren – in der Fahrschule dachten wir noch, das wir das Alles niemals zusammen hinbekommen (Schulterblick, blinken, lenken, kuppeln, auf Schilder achten usw.) und heute brauchen wir keine Sekunde mehr darüber nach zu denken, wir tun es einfach!

Und wie man sich Nützliches angewöhnen kann, geht das genau so mit falschen, negativen Gewohnheiten.

In unserem Kopf ist also nicht nur abgespeichert: rote Ampel – bremsen, sondern auch: sich ungeliebt fühlen – essen!

Essen ist etwas Wunderbares, genussvolles und noch dazu der Treibstoff für unseren Körper, aber es ist in unserem Kopf im falschen Aktenordner abgelegt worden. Statt in der Akte „Lebensmittel“ ist es im Ordner „Glücksgefühle“ gelandet.

Und die gute Nachricht ist – das lässt sich ändern!

Herzensgrüße an Dich und bis bald

Deine Beate