Am letzten Wochenende habe ich meine Wohnung zur karnevalsfreien Zone erklärt und mir vorgenommen, bestmöglich für mich zu sorgen und es mir so richtig gut gehen zu lassen. Die letzten 3 Monate waren sehr schwer für mich und in jeder Hinsicht eine große Herausforderung – seelisch und auch körperlich. Jetzt lagen 3 fast freie Tage vor mir und ich konnte mich um mich selbst kümmern. Denn je mehr das Leben von uns verlangt, desto besser sollten wir auf uns achten. Aber natürlich nicht nur dann!
Selbstfürsorge ist für mich ein sehr wichtiger Bestandteil der Selbstliebe. Aber was genau bedeutet eigentlich Selbstfürsorge?
Für mich persönlich bedeutet es zuerst einmal termin- und stressfreie Zeit.
– laufen gehen, ohne die Uhr im Auge zu behalten
– keinen Plan für den Tag zu haben und das auch gut aushalten zu können (das ist nicht selbstverständlich)
– den ganzen Tag im Nachthemd rumlaufen
– mich ausgiebig der Körperpflege widmen
– nach meiner inneren Uhr zu funktionieren
– in Ruhe einkaufen, kochen und essen worauf ich gerade Lust habe
– wie meine beste Freundin es so schön ausdrückt – Nichts wollen und nichts müssen
– oder wie uns der Dozent an der Heilpraktikerschule in der 1. Stunde als Grundregel beibrachte – Alles zu meiner Zeit
Selbstfürsorge hat bei mir in der Vergangenheit allerdings leider manchmal darin geendet, dass ich das mit der Fürsorge ein wenig missverstanden habe. Nämlich so, wie ich es aus meiner Herkunftsfamilie kannte – mit ständigem und vielem Essen, ausruhen und dann wieder essen. Nur vom Feinsten, wie es sonst nur zu Weihnachten der Fall ist. Schließlich haben wir uns eine Belohnung verdient für die ständige Plackerei im ungeliebten Job, oder? Und Urlaub ist gerade auch keiner in Sicht, also muss jedes Wochenende und jeder Feiertag gnadenlos genutzt werden um sich zu erholen, belohnen und für den gefürchteten Wochenbeginn zu wappnen. Gerne werden dafür die Belohnungen der Kindheit zur Rate gezogen, wie z.B. Eis, Schokopudding, Süßes, Pizza, Hamburger und Chips vor dem Fernseher! Denn genau diese Dinge sind viel mehr als die Summe ihrer Zutaten, sie bringen uns das Gefühl von Trost und Geborgenheit der Kindheit zurück.
Natürlich gehören auch die Kugel Eis, der Lieblingstee und ein schöner Film/gutes Buch dazu oder nach einem Regenspaziergang ein schönes heißes Vollbad, mit herrlichem Badezusatz und Kerzenlicht, wie ich es am letzten Sonntag gemacht habe! Es sollte nur nicht mit authentischer Selbstfürsorge verwechselt werden, denn zur Selbstfürsorge gehört es unbedingt dazu, sich mittel- oder langfristig ein Leben zu schaffen, das nicht nur am Wochenende schön ist, oder im Urlaub! Das bedeutet natürlich auch, vom Sofa herunterzukommen, Schluss mit der Schlemmerei zu machen und Dinge in Angriff zu nehmen, die dahinführen. Das kann auch mal unangenehm sein und auf wenig Gegenliebe stoßen, ist aber trotzdem oder gerade deswegen ein Akt der Selbstfürsorge.
– Wenn die Nachbarin mal wieder fragt, ob Du auf ihr Kind/Hund/Katze/Maus aufpassen kannst, weil sie ein Date hat/in Ruhe einkaufen will/ins Fitnessstudio gehen möchte und Du sagst dieses Mal NEIN, weil Du Keine Lust oder andere Pläne hast – und sei es einfach nur mit einer Tasse Tee in der Hand stundenlang aus dem Fenster zu sehen.
– Wenn Du keine weitere Überstunde mehr machst, da in Deiner Firma Überstunden weder bezahlt noch abgefeiert werden – auch wenn Chef und Kollegen Dich strafend ansehen, wenn Du pünktlich nach Hause gehst.
– Wenn Du genervt bist von einer Freundin oder einem Freund, die/der sich nur meldet, wenn er ein Problem hat. Wenn Alles OK ist, dann hörst Du Nichts – wenn Du selber ein Problem hast, hat derjenige keine Zeit! Ist Dir die Freundschaft noch wichtig, sprich das Thema an, ansonsten beende den Kontakt.
– wenn es Menschen in Deinem Leben gibt, die Dich als seelischen Mülleimer benutzen. Du machst Dir viele Gedanken, wie Du helfen kannst, sie aber interessiert das gar nicht und sie ziehen fröhlich von dannen, denn sie wollten niemals Deine Hilfe oder Deinen Rat, sondern nur ihren Müll bei Dir loswerden. Und nun hast Du ihn, sitzt bedröppelt da und weißt gar nicht, wie Dir geschah. Sollte so etwas mehr als dreimal vorkommen – weg damit.
– Wenn Du Dich von einem Partner trennst, der nicht gut mit Dir umgeht.
– Wenn Du nach einem neuen Job Ausschau hältst, da der aktuelle Job so schlimm für Dich ist, dass Du Dich am Feierabend und Wochenende ständig mit Essen oder anderen suchtartigen Dingen betäuben musst, die langfristig nicht gut für Dich sind.
Erwarte nicht, dass Du irgendwann irgendwie Dank fürs Aushalten oder Durchhalten bekommst – das einzige was Du bekommst ist das Gefühl, dass Du und Deine Wünsche keine Relevanz haben und das hat ganz sicher negative Auswirkungen auf Dein Leben und Dein Glück.
Geh mal zurück in Deine Kindheit und Jugend und schau genau hin, wo Du dieses Denken schon einmal erlebt hast- wo hast Du gelernt, dass Deine Bedürfnisse nicht so wichtig sind?
Jetzt bist Du erwachsen und kannst Deine eigenen Bedürfnisse sehr ernst nehmen, denn nur dann hörst Du auf, Dich klein zu machen. Erwarte nicht, dass andere gut für Dich und Deine Bedürfnisse sorgen – tu es selbst! Und dazu gehört mehr als ein Eis und eine Kuscheldecke, auch wenn das neue erstmal unbequem scheint! Wie wäre es mit Eis, Kuscheldecke UND dem Hinsehen auf Deine Bedürfnisse, wie z.B. mehr Zeit für Dich selbst, NEIN sagen, wenn etwas Dir nicht gut tut und auch mal aushalten, dass andere nicht wirklich begeistert über Deine neue Selbstfürsorge sind.
Müssen sie auch nicht – es ist ganz normal ärgerlich zu sein, wenn einem gewohnte Annehmlichkeiten weggenommen werden. Aber das ist nicht Dein Problem, sondern ihr eigenes.
Kennst Du den Spruch: Wenn jeder gut für sich sorgen würde, dann ist doch für alle gut gesorgt! Ich finde er stimmt und hat auch nichts mit Egoismus zu tun! Ich finde es viel egoistischer von anderen zu erwarten, dass diese besser für Dich sorgen, als Du es selber bereit bist zu tun.
Wie wäre es mit dieser Affirmation (Du darfst sie Dir gerne ausdrucken und an den Spiegel hängen, oder wo Du es oft siehst):
Lausch mal in Dich hinein, wie es sich anfühlt, wenn Du diesen Satz laut und ernsthaft aussprichst. Hörst Du dann Stimmen, die Sachen sagen wie: So etwas macht man doch nicht! Es gehört sich nicht so egoistisch zu denken! Was soll denn der liebe Gott denken? Man muss doch bescheiden sein! Man kommt nur in den Himmel, wenn man mehr an andere denkt als an sich selbst usw. usw. Ich jedenfalls habe viele von diesen Aussagen zu hören bekommen als Kind! Wie war das bei Dir?
Viel Freude bei der Innenschau und anschließendem Aufräumen im Leben.
Herzensgrüße