Hallo Ihr Lieben,

auf Dein Herz hören, Deine Gefühle fühlen – das hört sich zunächst einmal nach einer einfachen Sache an, die Dir vielleicht sogar selbstverständlich erscheint, doch sie ist leider Alles andere als selbstverständlich-das Gegenteil ist der Fall.

Ich möchte Dir als Beispiel etwas nahe bringen, das mir zur Zeit wirklich sehr am Herzen liegt und sehr sehr persönlich ist. Wie manch einer vielleicht mitbekommen hat, liegen schwere Wochen hinter mir, da ich mein geliebtes Kätzchen gehen lassen musste. Sie war meine beste Freundin, Seelenverwandte und liebenswerte Mitbewohnerin, die mir in schweren Zeiten immer tröstend zur Seite gestanden hat. Im Oktober bekam sie einen Tumor, der sich als sehr aggressiv erwies und sie im Dezember zum Pflegefall machte. Ich pflegte sie 4 Wochen lang hingebungsvoll und sie starb in meinen Armen am 11. Januar. Auch wenn es ein liebevoller ruhiger Übergang für sie war, so haute es mich komplett aus der Spur. Der Schmerz brach mit einer Riesenwucht über mich herein und ich beschloss instinktiv ihm seinen Raum zu lassen.

So hatte ich es auch schon in den schweren Wochen der Pflege getan – ich hatte meinen Gefühlen Raum gegeben und zu meiner Priorität gemacht, meinem Herzen zu folgen.

Zuerst einmal habe ich nur noch zuhause gearbeitet (wenn überhaupt), ALLE Termine abgesagt und mich ausschließlich auf den bestmöglichen Umgang mit der Situation konzentriert. Und wer schon einmal jemanden alleine gepflegt hat, der weiß wovon ich spreche – egal ob es sich um Mensch oder Tier handelt. Immer auf dem Sprung zu sein, zu horchen, wie es demjenigen geht, keine Nacht mehr richtig zu schlafen, das Haus so gut wie nicht mehr zu verlassen, die Angst etwas falsch zu machen oder zu entscheiden und gleichzeitig die schreckliche Sorge um jemanden, der einem sehr viel bedeutet.

Es gab unter meinen Kunden verständnisvolle Menschen und weniger verständnisvolle, so hat sich gleich die Spreu vom Weizen getrennt. Denn wer sich aus diesem Grund von meiner Arbeit verabschiedet, passt nicht in mein Leben. Ich habe mich entschieden Einbußen in Kauf zu nehmen, da es für mich keine Alternative gab. Es kamen tatsächlich Vorschläge wie „Einschläfern lassen“ um wieder arbeiten zu können oder um es sich selber wieder einfacher zu machen. Davon abgesehen, dass es für mich niemals eine Option gewesen wäre, hat es mich sehr nachdenklich gemacht, wie Menschen mit Situationen umgehen um ihre Gefühle nicht aushalten zu müssen. Auch nach Lisbeth’s Tod, als der Schmerz schier unerträglich schien und ich am liebsten ins Koma gefallen wäre, um es nicht aushalten zu müssen, habe ich beschlossen eine Trauerkultur zu leben, die ich für absolut wichtig und richtig halte.

Wir haben sie einen ganzen Tag mit einer leuchtenden schönen Kerze auf ihrer Lieblingsdecke an ihrem Lieblingsplatz hingelegt, in Ruhe ihre Seele gehen lassen und uns von ihr verabschiedet. Anstatt sie, wie so oft üblich durch Tierarzt und Tierverwertung (was für ein grausamer Gedanke) „entsorgen“ zu lassen, begannen wir mit den Vorbereitungen für eine liebevolle Beerdigung. Jeder kümmerte sich voller Trauer und Liebe im Herzen um das, was er am Besten konnte und wir verbrachten viel Zeit damit, über sie und unsere wundervolle Zeit mit ihr zu reden, es wurde gelacht und geweint, Geschichten erzählt, es gab viele Umarmungen und füreinander Dasein. Nach 3 Tagen gab es ein wunderschönes Ritual, schöne Worte, ein Bäumchen wurde gepflanzt, ein Grabstein gemalt und damit fand es einen sehr würdigen Abschluss.

Uns Allen ging es nach diesem Ritual besser als vorher! Auch wenn es immer wieder Situationen gibt, die spontanes Weinen hervorrufen, aber wir alle fühlten uns leichter und für immer miteinander verbunden dadurch.

Auch wenn Du selber nicht so ein großer Tier-Fan bist, was ich verstehen kann, da ich es auch nicht war, bevor diese besondere Katze in mein Leben trat, überlege Dir bitte einmal, wie heute in unserer Kultur mit dem Gefühl der Trauer umgegangen wird. Wir nördlichen Europäer sind so gefasst in dieser Hinsicht und haben das Sterben wie etwas Abstraktes aus unserem Sichtfeld verbannt. Ich kenne es noch von früher, dass der Verstorbene zuhause aufgebahrt wurde, jeder konnte sich gebührend von ihm verabschieden. Teilweise wurde nebenan zusammen gefrühstückt, über den Verlust und das Leben gesprochen und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit ausgetauscht. Erst dann wurde die Beerdigung in Angriff genommen – wenn die Seele Zeit hatte auch in Ruhe zu gehen.

Je südlicher man lebt, umso üblicher ist noch das Ritual der lautstarken Verabschiedung und des hingebungsvollen Jammers. In Asien gibt es ein Volk, dass die Angehörigen eine Woche lang mit toten Fischen schlägt, um jedes negative Gefühl wie Wut, Trauer, Schmerz usw. aus ihnen herauszukitzeln. Bei anderen Völkern ist es üblich, dass die Angehörigen erst einmal liebevoll versorgt und für eine gewisse Zeit nicht mit dem Alltag konfrontiert werden, gleichzeitig ist jemand für sie da, kocht essen, nimmt sie in den Arm, hört zu. Ich finde das Alles einen äußerst gesunden Umgang mit einer richtig schlimmen Situation, wenn ich persönlich auch die 2. Variante vorziehen würde.

Stattdessen wird von uns erwartet möglichst schnell wieder zu funktionieren, zu vergessen und andere nicht zu sehr mit unserem Schmerz zu konfrontieren. Da kommen alle möglichen Sprüche, die Trost spenden sollen, aber eigentlich nur dazu gedacht sind, dem der sie sagt ein gutes Gewissen zu verschaffen. Ich habe mir das komplett verbeten, denn eins ist klar: in den ersten Tagen nach einem schlimmen Verlust, einer heftigen Diagnose oder einem sonstigen Drama gibt es NICHTS was wirklich Trost spendet. Mit etwas Abstand findet sich in jeder Situation etwas Gutes oder ein tieferer Sinn, aber sicher nicht im Moment des tiefsten Schmerzes. Für jemanden einfach da sein, ihn hemmungslos weinen lassen und seinen Schmerz anzuerkennen ist das Beste, was wir für eine kreuzunglückliche Person tun können. Es gibt verschiedene Phasen der Trauer und erst einmal so richtig Alles rauszulassen und „abzukotzen“ ist unabdingbar, denn sonst wird man es für lange Zeit in sich tragen und es wird im Körper und der Seele Schaden anrichten. Und auch jetzt gehe ich ganz milde mit mir um, wenn ich mich schwach fühle und mein geplantes Pensum nicht schaffe – ich bin noch in Trauer und habe knallharte Wochen hinter mir! Da ist liebevoller Umgang mit mir angesagt, keine Sklaventreiberei.

Niemand von uns ist gefeit davor, dass das Leben manchmal aus den Fugen gerät und nichts mehr ist, wie es mal war, aber wir können uns entscheiden unserem Herzen und unseren Gefühlen zu folgen. Viel zu oft werden sie betäubt mit Essen, Alkohol, Shopping, Aktionismus uvm., aber das ist trügerisch, denn die Gefühle sind ja vorhanden und gehen auch nicht weg, bevor sie gefühlt werden. Schon als Kind wurden wir, wenn wir uns weh getan haben, mit den Worten getröstet:“ Ist doch nicht so schlimm, Du musst doch nicht weinen!“ Doch verdammt nochmal, es ist schlimm und tut Scheiße weh und wenn es so wehtut und mir nach Weinen ist, dann muss ich das, ob es Euch gefällt oder nicht!!!! Aber das haben wahrscheinlich die wenigsten von uns gesagt!

Wovor haben wir eigentlich Angst? Das wir den Schmerz nicht ertragen können?

Es ist unser inneres Kind, das diese Angst hat. Kinder leben in einer magischen Welt, in der die Regel gilt: Was ich nicht sehe existiert auch nicht! Wenn sie sich die Augen zuhalten, dann kann ihnen keiner was tun, dann sind auch sie unsichtbar.

Aber jetzt bist Du erwachsen und viel stärker als Du denkst. Stark genug um mutig auf Dein Herz zu hören und zu wissen, dass weglaufen und wegsehen, was Gefühle oder Schmerz angeht, keine Lösung ist – Angst ist einfach kein guter Ratgeber.

Hätte ich Angst vor finanziellem Ruin gehabt und Lisbeth nicht liebevoll in ihren letzten Wochen begleitet, hätte ich mir das den Rest meines Lebens nicht verziehen. Nichts war mir in diesem Moment wichtiger, gar nichts! Und siehe da, der Ruin ist nicht eingetreten, aber ein liebevolles stärkendes Gefühl in mir zurückgeblieben. Meine Tochter und ich hatten auch Angst vor der Beerdigung, doch wir wussten Beide, dass dieses Ritual nötig war für den Abschied. Ich wusste das so genau, weil ich nicht zur Beerdigung meiner Mutter gehen konnte, da ich 4 Tage vorher mein 2. Kind mit Kaiserschnitt bekommen hatte. Das fehlende Ritual hat mich jahrelang sehr sehr leiden lassen, denn meine Mama war einfach weg – wie vom Erdboden verschluckt! Mein Verstand wusste um die Fakten, mein Herz nicht.

Manche Menschen machen es sich vermeintlich einfach, lassen Ihr Haustier einschläfern, damit es nicht leiden muss – aber in den meisten Fällen ist es der Mensch, der sein eigenes Leid damit nicht aushalten will oder meint nicht zu können und daher lieber dem sehr oft voreiligen Rat des Tierarztes folgt, anstatt auf sein Herz oder eigenes intuitives Wissen zu hören. Und verkennt dabei, wie sehr er sich selber schadet, indem er weder auf sein Inneres noch auf die Bedürfnisse seines Tieres achtet. Sowohl sterbende Menschen als auch Tiere, wissen und zeigen nämlich sehr wohl was gut für sie ist und wenn sie es für stimmig halten, schlafen sie von selber ein – wenn die Menschen um sie herum sie los- und gehenlassen. (Es gibt sehr gute Bachblüten und homöophatische Mittel für diese Situationen) Wir alle haben jegliches benötigte Wissen in uns drin, alle Antworten sind schon vorhanden. Sie sind nur verschüttet und wenn wir mal zur Ruhe kommen, dann können wir sie auch empfangen. Aber dafür nehmen wir uns heute viel zu wenig Zeit, Alles andere scheint wichtiger und dringender – bis das Leben uns eines besseren belehrt, die Erde plötzlich stillsteht und Du merkst was wirklich wichtig im Leben ist.

Dieser Beitrag ist sehr persönlich und auch sehr lang geworden, da es mir ein tiefes Herzensbedürfnis ist, jeden zu ermutigen auf sein Herz zu hören, mutig seine Gefühle zuzulassen und liebevoll mit sich umzugehen, dann kann der Schmerz transformieren, bis nur noch Liebe übrig ist! Sollte es mal knüppeldick kommen, egal um welche Art von Schmerz und Trauer es geht,  sorge für ein Umfeld, dass Dir gut tut und Dich nur mit Aussagen konfrontiert, wie sie oben im Bild stehen. Denn das Letzte was Du benötigst sind schlaue Ratschläge oder Herunterspielen des vorhandenen Schmerzes, wenn Du mitten im Feuer stehst. Das erinnert mich immer an Leute, die zu Menschen mit Übergewicht sagen: „Dann iss doch einfach weniger!“ Seien wir ehrlich, denen möchte man doch am liebsten eine reinhauen, oder?

Ich kann jedenfalls nach dieser Grenzerfahrung jetzt schon ganz klar sagen, dass es mich stärker gemacht hat bzw. mir gezeigt hat, wie viel Stärke und Entwicklung schon vorhanden war, von denen ich nichts ahnte und die jetzt sichtbar wurden. Was aber nicht heißt, dass es deshalb nicht schmerzt. Meine Welt ist im Moment nicht mehr rund und es wird dauern bis sie es wieder sein kann, aber dieselbe wird es nicht mehr sein!

Lisbeth wird auf jeden Fall weiter leben in meinem Tierschutzverein La Suerte, der ihr gewidmet ist – sie wird die Schirmherrin sein. Die Homepage ist noch nicht ganz fertig, aber wer schon mal reinschauen möchte:

Hier gehts zu La Suerte

Ich danke Dir von Herzen für Dein Zuhören (lesen)!

HÖRE AUF DEIN HERZ – IMMER ♥

Herzensgrüße